Ehrungen

  • Großes silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2008).
  • Großes silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1998).
  • Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Oberösterreich (2001).
  • Osman für Verdienste um die Integration der 2. Generation der türkischen Migranten (1996).
  • Goldener Löwe des Lions Clubs Wien Host für besonderes soziales Engagement (2010).
  • Hans Czermak Preis (1993).
  • Verleihung des goldenen Doktordiploms der Universität Wien (2011).
  • Sonderstufe des Großkreuzes des Lazaruskreuzes der Union (2016).
  • Kronenkreuz in Gold der Diakonie Österreich (2017).

Laudatio anlässlich der Verleihung des Goldenen Doktordiploms der Universität Wien:

Udo Jesioneks frühe Jugend war kriegsbedingt turbulent. 1937 wurde er in Berlin geboren. 1943 fiel sein Vater in Russland. Die Volksschule und die Untermittelschule besuchte er im tschechischen Budweis, im niederösterreichischen Wiesmath sowie in Graz und Wien. Danach erlernte er bei Gräf & Stift das Handwerk des Werkzeugmechanikers. 1955 legte er die Facharbeiterprüfung ab. Bis 1957 war er weiter bei Gräf & Stift beschäftigt, zuletzt als Kontrollor.
Schon während seiner Lehrzeit bei Gräf & Stift begann er, sich auf die Externistenmatura vorzubereiten, die er 1957 ablegte. Schon dort faszinierte ihn Latein. Er liebte es so sehr, dass er sogar in Latein korrespondierte.
Anschließend inskribierte er Staatswissenschaften, wechselte jedoch schon im Sommersemester 1958 zu den Rechtswissenschaften. Exzellente Kalküle ermöglichten ihm, ein Begabtenstipendium zu erlangen.
Besonders beeindruckten ihn die Professoren Hans Schima, Karl Wolff und Walter Antoniolli. Theo Mayer-Maly legte ihm nahe, die wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Doch konkretisierte sich diese Möglichkeit nicht, weil Mayer-Maly einen Ruf nach Köln annahm. Es sagt viel über die Qualität eines Studenten aus, wenn ein kritischer Geist, wie es Mayer-Maly nun einmal war, jemanden für würdig findet, ihm die akademische Laufbahn nahezulegen.
Udo Jesionek begann unmittelbar nach dem Absolutorium im Feber 1962 mit der Gerichtspraxis und wurde im Juli 1962 Richteramtsanwärter. Kurz zuvor hatte er promoviert.
Im Feber 1965 legte er die Richteramtsprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg ab und mit 1. März 1965 zum Richter ernannt.
Daran schloss sich eine klassische Richterlaufbahn.

  • Bis Ende 1967 war er "Sprengelrichter" bei verschiedenen Gerichten im Sprengel des Kreisgerichtes Wiener Neustadt, vorwiegend beim dortigen Bezirksgericht,
  • von 1969 bis 1972 war er Richter am Strafbezirkgsgericht Wien und wechselte
  • 1973 zum Landesgericht für Strafsachen in Wien; bis 1981 als Rat, später als Senatsvorsitzender und zuletzt als Vizepräsident.
  • Ab 1982 war er Präsident des Jugendgerichtshofes Wien.

Diese formalen, äußeren Daten sagen noch nichts über die Persönlichkeit dessen aus, der diese Karriere durchlaufen hat.
Das Bild tritt deutlicher hervor, betrachtet man die Fülle sonstiger Aktivitäten Udo Jesioneks. Werfen wir vorerst einen Blick auf seine Lehrtätigkeit. Obwohl er als Student keine Rechtskurse besucht hat (also gleichsam den Mount Everest ohne Sauerstoffflasche bestieg), so war er dessen ungeachtet später in Rechtskursen als Lehrender tätig. Er trug alle Fächer des judiziellen Studienabschnitts vor – außer Strafrecht.
Seine Neigung zur Lehre erfuhr später die gebührenden akademischen Weihen durch die Honorarprofessur für Jugendstrafrecht und Strafvollzug an der Johannes Kepler Universität Linz; doch lehrte Udo Jesionek in der Folge auch an anderen Universitäten und Hochschulen, sodass die schon von Mayer-Maly empfohlene Verbindung mit der akademischen Lehre – wenn auch auf etwas andere Weise – ja doch verwirklicht wurde.
Zum Bereich akademischen Wirkens zählt auch das Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten. Das diesbezügliche Oevre Udo Jesioneks ist selbst dann, wenn man annehmen wollte, er hätte sonst wenig zu tun gehabt, beeindruckend:
Neben den Kommentaren zum Weingeetz, Lebensmittelgesetz, Richterdienstgesetz und Jugendgerichtsgesetz sowie dem Lehrbuch zum Strafrecht – die meisten dieser Bücher erschienen in mehreren Auflagen – und neben der Herausgabe bzw Mitherausgabe einer Reihe von Sammelwerken, umfasst das Literaturverzeichnis Udo Jesioneks insgesamt sage und schreibe vierunddreißig Seiten. Die Themenschwerpunkte liegen im Strafrecht, im Strafverfahren und Strafvollzug, im Jugendstrafrecht, Jugendwohlfahrts- und Kindschaftsrecht sowie im Bereich der Kriminologie. Doch setzt sich Udo Jesionek in vielen Aufsätzen auch mit zahlreichen anderen Themen auseinander, die bis in die Ethik und Religion reichen. Wie staunenswert diese literarische Schaffenskraft ist, zeigt ein kleiner Einblick in das sonstige Wirken Udo Jesioneks.
Wir wollen zwischen früher ausgeübten und immer noch aktuellen Funktionen unterscheiden. Da wie dort ist es hier nicht möglich, alle Funktionen aufzuzählen, die Udo Jesionek in all den Jahren ausgeübt hat und immer noch ausübt. Ich bin gezwungen auszuwählen und gebe von jeder Tätigkeitsgruppe nur einige Aktivitäten gleichsam als pars pro toto an.
Udo Jesionek war zB

  • 14 Jahre lang Vorsitzender der Bundessektion Richter und Staatsanwälte in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst,
  • 9 Jahre lang Präsident der Vereinigung der österreichischen Richter,
  • 9 Jahre lang Stellvertretender Vorsitzender der Zivildienstkommission beim BMI und Vorsitzender der für die Bundesländer Salzburg, Oberösterreich und Wien zuständigen Kommissionen,
  • 8 Jahre lang Vorsitzender der Kommission zur Wahrung des Rundfunkgesetzes,
  • 20 Jahre lang Stellvertretender Obmann des Vereins für Bewährungshilfe und soziale Arbeit,
  • 9 Jahre lang Mitglied des Menschenrechtsbeirates im BMI,
  • 4 Jahre Vizepräsident und 7 Jahre Vorstandsmitglied des Vereins für Sachwalterschaft; überdies Gründungsmitglied dieses Vereins,
  • 17 Jahre Prüfungskommissär der Richteramtsprüfungskommission beim OLG Wien.

An derzeit noch aktuellen Funktionen nenne ich – auch hier wieder nur beispielsweise - Folgendes:

  • Udo Jesionek ist Präsident der Verbrechensopferorganisation Weißer Ring,
  • Ständiges Mitglied und Rechnungsprüfer der österreichischen Juristenkommission,
  • Vorstandsmitglied des Österreichischen Juristentages,
  • Ständiges Mitglied der Kriminologischen Gesellschaft,
  • Mitglied des Kuratoriums des Nationalfonds und des allgemeinen Entschädigungsfonds des Nationalrates für Opfer des Nationalsozialismus,
  • Vorsitzender des Gremiums "Hilfe für Opfer von Gewalt in Einrichtungen der Wiener Jugendwohlfahrt",
  • Vorsitzender des Personalsenats der Evangelischen Kirche A.B. und H.B.,
  • und Schirmherr der Jugendprojekte des Theaters an der Wien.

Dass all dieses Wirken auch zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen nach sich zieht, versteht sich von selbst. Der Relativsatz im Goldenden Doktordiplom lautet daher:

"Udo Jesionek, der sich als herausragende Richterpersönlichkeit, insbesondere als Präsident des Jugendgerichtshofes, sowie als prägende Persönlichkeit in zahlreichen wichtigen juristischen und sozialen Einrichtungen in höchstem Maße verdient gemacht hat und dieses vielfältige Wirken überdies mit der Schaffung einer beeindruckenden Fülle an themenreicher rechtswissenschaftlicher Literatur zu verbinden wusste."

Ehrenmitgliedschaften:

Verein für gewaltlose Erziehung (Kinderschutzbund)
Österreichischer Albert Schweitzer Gesellschaft
Initiative Pflegefamilien (Eltern für Kinder Österreich)
Verein der Amtsvormünder
Die Möwe
Verein für Bewährungshilfe und Soziale Arbeit (Neustart)
Jus alumni
Verein der Freunde des Theaters an der Wien